Zeitpunkte
Wir halten inne und erinnern uns an besondere Menschen. Diese Menschen wurden von den Nazis in den Jahren ihrer Herrschaft ermordet.
für Klara Sturm
für Alfons Sturm

Am 29. Februar 2024 wurden diese Zeitpunkte vor der Adresse Heiliggeiststraße 7 angebracht. Die Initiative dafür ging von erinnern:at aus

Klara Sturm, geborene Weiss
geboren 5. November 1898 in Rorschach, Schweiz

gestorben 9. August 1942 im Gefängnis Aichach in Bayern, Deutschland

Alfons Sturm
geboren 28. April 1895 in Innsbruck, Tirol
gestorben 1944/45 im Konzentrationslager Mauthausen, Oberösterreich

Von der Schweiz nach Innsbruck

Klara Sturm wurde als Klara Weiss in der Schweiz geboren. Dort wuchs sie heran und lernte als junge Frau Agenten vom französischen Nachrichtendienst kennen. Deshalb ging sie von der Schweiz nach Paris und 1934 weiter nach Innsbruck. Hier sollte sie einen „Erkundungsdienst“ einrichten und über folgende Dinge berichten:

  • Wohin bewegen sich die Truppen an der deutsch-österreichischen Grenze?
  • Wie entwickelt sich die damals noch verbotene Nationalsozialistischen Arbeiterpartei NSDAP in Österreich?

Im November 1936 heiratete Klara Weiss in Innsbruck Alfons Sturm. Dieser unternahm gemeinsam mit ihr auch Spionagefahrten nach Deutschland. Aus Innsbruck berichteten Alfons und Klara Sturm zum Beispiel, dass die Nazis einen angeblichen Verräter ermordet haben. 1936 wurde dann die österreichische Polizei auf Klara Sturm aufmerksam. Bei ihrer Verhaftung gestand sie, dass sie als Spionin für den französischen Geheimdienst arbeitete. Sie bot auch dem Staat Österreich ihre Dienste als Spionin an. Aber die Polizei ging darauf nicht ein. Da Klara Sturm aber nicht zum Nachteil Österreichs spioniert hatte, ließ die Polizei sie wieder frei.

Verhaftung und Tod einer „fanatischen Demokratin“

Im März 1938 übernahmen die Nazis die Macht in Österreich. 6 Wochen später verhaftete die Gestapo das Ehepaar Sturm am 27. April 1938. Man warf ihnen Landesverrat vor und klagte sie an. Klara Sturm hatte sich als „fanatische Demokratin“ bezeichnet. Sie wollte nicht zulassen, dass „Hitler eines Tages Österreich und die Schweiz erobere“. Das Gericht unterstellte ihr aber, dass sie mit ihrer Spionagearbeit nur leichtes Geld verdienen wollte. Deshalb verurteilte der Volksgerichtshof Klara Sturm am 4. Juli 1939 zu 10 Jahren Haft. Sie starb jedoch bereits nach 3 Jahren am 9. August 1942 im Gefängnis Aichach in Bayern.

Vom Gefängnis nach Mauthausen

Da Alfons Sturm laut Gericht nur unter dem schlechten Einfluss seiner Frau gehandelt hatte, verurteilte man ihn zu 5 Jahren Haft. Aber man ließ Alfons Sturm nach diesen 5 Jahren nicht wieder frei. Man überstellte ihn direkt nach seiner Entlassung am 19. Februar 1944 ins Konzentrationslager Dachau. Von dort musste er am 17. August weiter in das Konzentrationslager Mauthausen. Hier war Alfons Sturm im Außenlager Linz III in Haft, das zwischen dem Gelände des Eisenwerks Hütte Linz, einem Kanal und der Mündung der Traun lag. Es befand sich mitten in einem Überschwemmungsgebiet. Deshalb stand das Lager öfter unter Wasser. Die Häftlinge mussten in mehreren Bereichen ihre Zwangsarbeit verrichten. Man setzte sie vor allem beim Panzerbau oder nach Luftangriffen ein, um aufzuräumen. Die Aufseher und andere Arbeiter von außen verprügelten die Häftlinge sehr oft, viele von ihnen starben. Auch Alfons Sturm überlebte die Haft im Lager Mauthausen nicht. Sein Todestag ist nicht bekannt.