Zeitpunkte erinnern
an Menschen, die in den Jahren der NS‑Herrschaft ermordet wurden
Nikolaus Federspiel unterstützte seinen Enkel Ernst bei dessen Versuchen aus Hitlers Armee zu desertieren. Dafür wurde er im Gefängnis erschlagen.
für Nikolaus Federspiel

Am 27. Jänner 2024 wurde
dieser Zeitpunkt vor der Adresse Schullernstraße 12
angebracht. Die Initiative dafür ging von erinnern:at aus.

geboren 27.10.1888 in Laatsch (Südtirol)
gestorben 10.3.1945 im Zuchthaus Bruchsal (Baden-Württemberg)

Nikolaus Federspiel, zuletzt Pensionist bei der Reichsbahn, war wie seine Frau Elisabeth, mit der er seit 1921 verheiratet war, engagierter Kommunist. Seit den 1920er Jahren war die Familie politischer Verfolgung ausgesetzt.

In der NS-Zeit kam es regelmäßig zu Anzeigen und Einvernahmen bei der Gestapo. Im Mai 1942 wurden Nikolaus und Elisabeth Federspiel mit Tochter Elisabeth, Sohn Ernst und Enkel Richard wegen des Verdachts kommunistischer Betätigung verhaftet, aber nach drei Wochen wieder freigelassen. Am 6. August 1943 nahm die Gestapo Nikolaus Federspiel und seine Ehefrau erneut fest, sie hatten ihren desertierenden Sohn Ernst und weitere Genossen unterstützt. Nikolaus saß im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus ein. Das Sondergericht Innsbruck verurteilte Federspiel am 24. Jänner 1944 wegen Zersetzung der Wehrkraft und Beihilfe zur Fahnenflucht zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, Elisabeth zu eineinhalb Jahren.

Am 25. Februar 1944 kam der 56-Jährige im Zuchthaus Bruchsal bei Karlsruhe an, ein Jahr später war er tot. Seine Wachen hatten ihn derart verprügelt, dass er am 10. März 1945 infolge dieser Misshandlungen starb.

Elisabeth Federspiel wurde am 29. April 1945 krankheitsbedingt vorzeitig entlassen, ihr Sohn Ernst wenige Tage zuvor als Deserteur am Paschberg in Innsbruck erschossen und ihr Vater am 20. April bei einem Bombenangriff getötet. Doch dies waren noch nicht alle Opfer der Arbeiterfamilie Federspiel. Elisabeth hatte auch die Mutter verloren, sie war schon im September 1944 in Haft gestorben. Enkel Richard hatte seine Gefangenschaft überlebt, litt aber danach an doppelseitiger Tuberkulose.

Quellen:

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) 5300

Tiroler Landesarchiv, Opferfürsorgeakt Genovefa Flatscher und Hannelore Flatscher-Ecker

Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation, Band 2, hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien-München, S. 507, 516. http://biografia.sabiado.at/federspiel-elisabeth/